Kindergottesdienst, Festlichkeiten auf dem Kirchenvorplatz und ein feierliches Konzert – so beginn die Sonntagsschule unseres Klosters ihr 25-jähriges Bestehen.
Das Gebet der Kinder half beim Aufbau
„Es werden ein paar Leute aus dem Dorf kommen. Wir setzen uns zusammen und lesen ein Buch. Es wird nicht schlimm werden“, beruhigte sich Schwester Galina (Schpakowa). Sie erhielt den Segen, in der Siedlung Novinki eine Sonntagsschule zu eröffnen. Es gab keinerlei Voraussetzungen. Plötzlich hatte man ein zweistöckiges Dorfhaus, das auf wundersame Weise von jemandem zur Verfügung gestellt wurde. Tagsüber ist das Haus Projektierungsbüro, nachts wird es zum Klosterschlafsaal. Schwester Galina kommt jeden Sonntag hierher, um den Kindern der Pfarrei die Grundlagen des Glaubens zu vermitteln. Der Klosterkomplex befindet sich noch im Aufbau, aber die Klassen arbeiten bereits …
Heute ist die Sonntagsschule des Klosters der Heiligen Elisabeth eine große Familie, mehr als 250 Schüler und 60 Lehrer treffen sich in einem modernen Gebäude, in dem auch die verschiedenen kreativen Studios und Sportsektionen arbeiten.
„Wenn ich gewusst hätte, dass es ein solches Ausmaß annehmen würde, wäre ich vielleicht verrückt geworden“, gibt Nonne Platonida, früher Schwester Galina, zu.
25 Jahre lang ging die Schule einen dornigen Weg. Die Kinder lernten die Grundlagen des orthodoxen Glaubens kennen und trafen sich dazu in der Tischlerei, im Refektorium, im Untergeschoss der Kirche zu Ehren der Ikone der Gottesmutter “Die Thronende”. Auch Schwester Galina ging ihren Weg weiter: Sie war Schwester der Barmherzigkeit, dann Novizin und jetzt ist sie Nonne Platonida (Schpakova), die Leiterin der Sonntagsschule. Die Schule wurde durch das Gebet erbaut.
Mutter Platonida erzählte, dass die Geistlichen mit den Kindern in den nahegelegenen Wald gingen und beteten, dass der Herr eine Schule bauen möge. Man behauptet, dass das Gebet der Kinder Gott schneller erhört.
Die Hauptsache: Lieben lernen
Am frühen Morgen, wenn Minsk noch schläft, eilen die Lehrer, die ihre eigenen Familien verlassen, zu fremden Kindern. Wobei fremd nur bedingt stimmt. Manchmal versteht sie ihre Schüler besser als die eigenen Eltern.
„Lernen Sie, mit den Kindern zu sprechen, Freunde zu sein, denn diese Freundschaft ist fürs Leben“, wendet sich Schwester Ludmila, die seit 20 Jahren Kinder in der Sonntagsschule unterrichtet, an diesem Festtag an die anwesenden Mütter und Väter.
Mutter Platonida bemerkt, dass eine solche selbstlose Arbeit der Lehrer Respekt und Dankbarkeit verdient:
“Wir halten uns an das vom Moskauer Patriarchat empfohlene Programm. Aber für uns ist es nicht das Wichtigste, die Kinder zu Theologen heranzubilden. Hauptsache, sie sind bei uns. Unsere Hauptaufgabe sehen wir darin, dass wir alle, Kinder, Lehrer und Eltern, lernen, einander zu lieben.
Dass hier das Hauptgebot des Neuen Testaments erfolgreich verinnerlicht wird, stellte der Beichtvater des Klosters, Vater Andrej Lemeschonok, bei der Eröffnung des Festes fest:
“Als wir noch ganz am Anfang der Reise standen, dachte ich mit Entsetzen: Was für eine Schule! Wir haben nicht einmal ein Zimmer. Aber wir hatten Schwester Galina, die damit beschäftigt war, irgendwo einen Ort für die Unterrichtsstunde zu finden. In den Werkstätten waren die Arbeiter beleidigt und sagten, dass nach dem Unterricht stets ein Durcheinander herrsche. Aber ich verstand, dass es unmöglich war, abzulehnen. Die Sonntagsschule verlangte nie etwas vom Kloster. Die Leute haben alles selbst gemacht. Sie schenkten sogar noch etwas dem Kloster, zum Beispiel eine Kirchenglocke. Und heute wird die Ikone der Heiligen Sophia von Sluzk mit ihren Reliquien präsentiert. Ich denke, das ist Gottes Fügung. Wer hier arbeitet, erhält keinen einzigen Cent. Alles basiert auf der Liebe Gottes.
Samen des Glaubenswissens
Die Sonntagsschule des Klosters der Hl. Elisabeth nimmt jeden auf, den der Herr bringt. Zu jederzeit. Auch am letzten Tag des Schuljahres. Die Kinder bleiben vier Jahre dabei. Doch mit dem Abschluss endet die Wissensvermittlung nicht. Für diejenigen, die bleiben wollten, wurden Jugendgruppen eröffnet, es existiert eine sehr aktive Jugendgruppe und ein Kurs für Erwachsene.
“In unserer Zeit, in der alles darauf abzielt, Kinder am Computer oder Telefon zu halten, bleibt keine Zeit, zur Ruhe zu kommen und über etwas Ernstes zu sprechen. Im Kloster haben wir eine wundervolle Schule, wundervolle Kinder und wahrscheinlich die wunderbarsten Eltern, weil sie der Kirche angehören. Sie bringen sonntags die Kinder hierher, um die Wissenschaft von der Liebe Gottes zu studieren“, sagt Vater Andrej.
Die ersten Absolventen haben bereits Familien gegründet und bringen ihre Kinder zur Schule. Und jemand träumt bisher nur davon, wie man hier ein Kind anmeldet.
Ksenija Stepowaja ist Absolventin des zweiten Jahrgangs. Sie lernte mit ihrer Schwester zusammen. Eine gewisse Zeit lebte Xenia in einem anderen Land, weit weg von der Kirche. Aber sie kehrte in die Heimatstadt, in die Kirche, in ihre frühere Sonntagsschule zurück. Sie kehrte als Lehrerin zurück, weil sie selbst erlebt hat, wie der Samen des Glaubenswissens keimte.
„Wir brauchen Lehrer, komm“, sagte mir Mutter Platonida, als ich nach langer Zeit der Trennung im Kloster vorbeischaute. „Nein. Ich bin Designer von Beruf. Kinder und ich sind unvereinbar“, antwortete Ksenija. “Aber zu Hause dachte ich: Schließlich kam auch jemand zu mir, als ich klein war, und verschwendete seine Zeit, obwohl er hätte schlafen können. Das Gewissen mahnte mich. Mutter Platonida hat gerufen, also müssen wir gehen. So kam ich aus Gehorsam, ohne über besondere pädagogische Fähigkeiten zu verfügen, zu den Kindern. Und ich war sehr glücklich. Kinder geben uns mehr als wir ihnen. Sie lehren uns, spontan zu bleiben und einfache Dinge zu genießen.
Die Sonntagsschule wurde vor den Augen von Ksenijas Mutter Irina geboren.
Die Jugend ist die Zukunft unseres Landes. Und vor 25 Jahren wurde im Kloster eine inhaltlich einzigartige Ausbildung organisiert“, glaubt einer der Pädagogen.
Agatha Novoselowa und ihre Sonntagsklassenkameradin Liza haben heute ihren Abschlusstag. In der Klosterschule wurden die Mädchen Freundinnen. Gemeinsam lernten sie Gott kennen, lernten, freundlich zu sein und Christen zu werden.
Grundlage für das ganze Leben
Vor einigen Jahren versuchte die Sonntagsschule, versuchsweise Kinder im Vorschulalter zu versammeln. Ekaterina Kowalenko arbeitet mit den kleinsten Zöglingen der Schule.
“Ich habe die Vorbereitungsklasse im Alter von 5-6 Jahren. Sie können weder lesen noch schreiben. Wir reden einfach mit ihnen darüber, was gut und was schlecht ist, sowie über Gehorsam und gute Manieren. Sie sind sehr aufgeschlossen, vertrauensvoll und überraschen mit ihrem aufrichtigen Glauben. Sie spüren wirklich Gott, die Wahrheit. Es ist schön, wenn man seine ehemaligen Schüler nach ein paar Jahren wiedersieht, wie es sie hierherzieht, wie sie hier Boden unter die Füßen bekommen, Freunde finden. Gläubige Kinder brauchen viel Mut, um in der Welt gläubig zu bleiben. Auch die Sonntagsschule, die ich als Kind besuchte, spielte für mich eine große Rolle. Ich unterrichte seit 12 Jahren, das ist ein sehr wertvoller Dienst.”
Das Gemeindemitglied Sergej besucht das Kloster schon seit langem. “Ich habe beschlossen, meinen Sohn, ebenfalls Sergej, in die Sonntagsschule zu schicken, weil ich überzeugt bin, dass hier der Grundstein fürs Leben gelegt wird.”
Tichon Kmit erzählt, wie viel ihm der Unterricht bedeutet. Das Sprechen fällt ihm aufgrund von Sprachproblemen schwerer als anderen. Aber Tichon überwindet seine Schwierigkeiten und Ängste, weil er sich hier in einer sicheren Umgebung fühlt:
“Ich komme gerne zum Gottesdienst, in die Schule, in die Theatergruppe. Ich hatte bereits zwei Rollen. Ich übe mich im Nahkampfsport. Und ich habe hier Freunde gefunden.
Großmutter Lilja Gajewa meldete Tichon in der Sonntagsschule an:
Er wurde ruhiger. Nach dem Kindergottesdienst und dem Hauptunterricht besucht er verschiedene kreative Kurse. Die Kinder necken ihn hier nicht. Er kommt immer sehr gern hierher. Er machte auch schon Ausflüge und Pilgerfahrten mit.
Auch Raiisa Kotowa freut sich über die Fortschritte ihres Enkels:
“Ich sehe, wie sich Kliments Einstellung gegenüber seiner Mutter und den Mädchen verändert hat. Er wurde höflich, er erlernte Verantwortungsbewusstsein. Der Junge entdeckt in jedem Augenblick ein Wunder. Und Kliment ist Tänzer. Und dann gingen wir eines Tages zu einer Aufführung, hatten aber die Fliege, die zum Kostüm gehört, zu Hause vergessen. Plötzlich sagte der Enkel zu mir: „Ich habe einen Schmetterling auf der Straße liegen sehen. Gott hat mich geschickt. Sind zurückgekehrt. Tatsächlich gibt es einen Schmetterling, und niemand ist da. Eine unerwartete Entdeckung hat uns geholfen.“
Die Leiterin der Sonntagsschule, Nonne Platonida, freut sich über die Früchte ihrer Bemühungen: „Gott sei Dank, die Kinder hier verändern sich sehr zum Besseren. Auch die Kommunikation mit Gleichgesinnten ist ihnen sehr wichtig.“
In unserer größten Kirche gibt es nicht mehr genug Platz, um alle ehemaligen Schüler der letzten 25 Jahre, die die Sonntagsschule absolvierten, unterzubringen. Viele kehren in das Kloster zurück, das für sie, Schwestern der Barmherzigkeit, Lehrer, Priester, Mönche, Nonnen oder einfach liebevolle Kinder des himmlischen Vaters, zur geistlichen Wiege geworden ist.
Beim Galakonzert erinnerten sich die Schüler an schöne Momente, zeigten ihre Talente, die die Schule mitgestaltete, und sangen, wie es in einer großen Familie üblich ist, zusammen mit den Gästen. Und die Gäste freuten sich über kreative Geschenke. Die Künstlerin des Bolschoi-Theaters von Weißrussland Alisa Lapenok und das Ensemble „Fröhliche Kinder “, bestehend aus Bewohnern des psychoneurologischen Internats Nr. 3, gratulierten der Schule zu ihrem Geburtstag.
“Wie vor 25 Jahren eile ich mit Freude Sonntags in die Schule, zu meiner großen Familie”, sagt lächelnd Mutter Platonida.
Freude herrscht dort, wo die Liebe wohnt. Aber die Liebe in diesem Haus des Wissens reicht für alle aus.