
Es ist ein lebhafter Herbstmorgen. Zwei Minuten vor neun hält ein überfüllter Stadtbus an der Bushaltestelle in der Nähe des Klosters der Heiligen Elisabeth. Es ist mitten in der Stoßzeit. Alle beeilen sich zur Arbeit. Aber einige von der Menge sind darum eifrig bemüht. Sie eilen allen voran in Richtung nach dem Kloster. „Vorsichtig, Tatjana! Brich dir die Schuhabsätze nicht ab!“, scherzt ein Bruder, der ebenfalls in Eile ist. Eine andere Schwester ist besorgt: „Wo ist mein Kopftuch? Habe ich es zu Hause liegen lassen? Nimm es schnell raus!“ Viele kommen zur Arbeit zu spät, aber nur die Ikonenmaler sind in Eile, um pünktlich zu sein. Sie haben einen disziplinierten und anspruchsvollen Leiter, Vater Sergej, der immer verärgert ist, wenn sich seine Mitarbeiter verspäten. Der Arbeitstag in der Werkstatt beginnt um neun Uhr, wenn alle den Kanon auf den Heiligen Andrei Rubljow vorlesen. Wenn sie Besucher begrüßen und ihnen die Werkstatt vorführen, sagen die Schwestern immer: „Der Tag eines Ikonenmalers beginnt mit einem Gebet“. Und sie haben recht. Die Tür der Werkstatt lässt sich ab und zu öffnen und schließen, wenn die Ikonenmaler hingehen, um Troparien zu singen und Irmosen zu lesen.
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