Das Integrationszentrum für Frauen

Der Oktober hat begonnen. Es ist ein warmer Tag und die Wolken haben sich bis zum Mittag verzogen. Alles ist ruhig und sonnig im Integrationszentrum für Frauen des Klosters der hl. Elisabeth. Der goldene Herbst ist in voller Blüte: Der Wind setzt die Blätter der schönen Birken ständig in Bewegung; die Dahlien, Ringelblumen und Astern blühen. Die Früchte dieser Erntesession – rote Äpfel, blaue Trauben und orangene Kürbisse, erfreuen das Auge und das Herz.

Die beinah fertiggestellte neue Holzkirche zu Ehren des hl. Sergius von Radonesch steht von Birkenbäumen umgeben, deren Blätter kaum von der goldenen Farbe berührt wurden. Wenn man näherkommt, sehen sie wie edle Ritter in einem Märchenpalast aus.

Draußen ist niemand zu sehen. Alle Schwestern lesen einen Akathistos. Ich werde von Katzen empfangen, die auf mich vertrauensvoll zukommen, von dem Wunsch gelenkt mich kennen zu lernen. „Pyatnashka“ (Getupfte Katze) schnurrt laut und springt ohne Umschweife in mein Auto. Einige Minuten später sitzt sie schon auf meiner Schulter.

Ein Besuch des Integrationszentrums ist für mich, wie der Besuch eines kranken Menschen im Hospital. Diesmal fällt es mir aber leichter, da wir uns bereits kennen. Das Hospital ist nicht bloß ein Ort an dem kranke Menschen bleiben müssen: es ist auch ein Ort an dem sie geheilt werden. Wichtig sind dafür die Pflege, die Fertigkeit des Arztes und selbstverständlich die Einrichtung selbst, da es gesagt wird, dass sogar die Wände bei der Genesung helfen können. Ich werde nicht von der sozialen Bedeutung dieses Ortes reden und über die Lebensgeschichten der Frauen erzählen, die hier leben, denn es ist kein Geheimnis, dass es sich beim Integrationszentrum um einen „Lebensretter“ für die Entrückenden handelt. Heute, an diesem wunderschönen Tag, werden wir Nonne Barbara (Atrasievich) fragen, wie der Bau der Kirche zu Ehren des hl. Sergius vorangeht, wie groß die Ernte der Schwestern in diesem Jahr ist und wie sie den Gedenktag des Schutzheiligen feiern werden …

Die Bauleute planen bevor der Winter beginnt, die Kirche mit einem festen Dach zu überdecken. Und was ist mit den Kuppeln? „So Gott will, werden wir auch die Kuppeln vor Winterbeginn decken, aber es ist schwer etwas konkretes zu planen“, sagte Nonne Barbara. „Momentan beenden wir den Bau eines Gemeindehauses neben der Kirche. Ich kann nicht sagen, wie es in der Zukunft verwendet wird – es könnte entweder als ein Pfarrhaus oder als ein Gästehaus dienen.

Zurzeit wird das Integrationszentrum jeden Dienstag von einem Priester besucht. Die Gottesdienste werden im Keller der Kirche abgehalten. Wir hoffen, die Liturgie am Gedenktag des Heiligen auf der Erdgeschossebene zu feiern, wenn das Wetter gut sein wird.“

Vor einigen Jahren stand hier die Pfarrkirche des Dorfes Nialidavičy, aber sie wurde zu dem Zeitpunkt als die Nonnen aus unserem Kloster hierhin kamen aufgelöst. Die Kirche wurde vor dem Fest der Mariä Verkündigung im Jahre 2011 vom Feuer zerstört, genau als die Verhandlungen zwischen dem Kloster und den Behörden bezüglich des Kaufes dieses Landes liefen. Die Polizei sagte, dass die Ursache wahrscheinlich Brandstiftung gewesen ist: Jemand war gut genug informiert, um alle Ikonen aus der Kirche zu holen. Was können wir aber jetzt dazu sagen? … Lassen wir Vergangenes vergangen sein. Nur zerstörte und besudelte Glocken erinnern noch an den Vorfall und die Schwestern versuchen, sich nicht an Böses zu erinnern. Sie haben ihr eigenes Leben, ihre eignen Hausaufgaben zu machen. „Täglich lesen wir ein Akathistos: an den hl. Nikolaus von Myra, die hl. Maria von Ägypten, den hl. Pantaleon, die hll. Kyrill und Maria (Eltern des hl. Sergius von Radonesch) und die Ikone der Gottesmutter ‚Der unerschöpfliche Kelch‘. Die Zeit in der wir es tun, hängt von der Jahreszeit und den Wetterbedingungen ab. Im Sommer, wenn es draußen warm ist, lesen wir einen der Akathistoi zur Mittagszeit, so um 13 Uhr. Wenn es kälter wird, ändern wir die Zeit, um sie besser unserem Tagesrhyth­mus anzupassen.“

Das einfache Farmleben lehrt es, die einfachen Dinge zu genießen. Zum Beispiel haben die Schwestern die Ernte gesammelt, was eine tolle Neuigkeit ist. Sie haben viele Tomaten geerntet. Sie haben zum ersten Mal junge Sprossen gepflanzt und es ist ihnen gelungen: Die Tomaten sind wie im Gewächshaus, so auch im Freien gut gereift.

Im Augenblick befinden sich in dem Integrationszentrum 28 Frauen. „In letzter Zeit ist die Zahl der Personen mit psychischen Erkrankungen gestiegen“, sagte Nonne Barbara. „Oft ist der Zustand von ihnen noch nicht diagnostiziert, aber ihr Verhalten zeigt, dass sie Hilfe benötigen. Sie haben weit und breit gewandert und sind schließlich in unserem Zentrum angekommen.

Wir haben beschlossen ein Haus, das kleinere, den Müttern mit ihren Kindern zu übergeben, aufgrund der Renovierungsarbeiten, die vor sich gehen. Leider kann es nur drei bis vier Familien beherbergen. Zurzeit finden im Zentrum zwei Mütter mit Kindern und eine Frau, die ein Baby erwartet, Unterkunft.

Sehen Sie das Haus dort drüben? Es ist für die Schwestern, die uns nicht verlassen wollen, die zu ständigen Bewohnerinnen unseres Zentrums wurden und uns aktiv helfen. Ein Zimmer ist für diejenigen, die weniger leistungsfähig sind vorbehalten: Momentan wohnen darin eine alte Frau, die aus einer Klinik für Seelische Gesundheit entlassen wurde (sie kann nicht sprechen und wir wissen nichts über sie) und eine Frau mit Gedächtnisstörungen. Sie ist hier seit ungefähr einem Jahr. Als sie in unser Zentrum gebracht wurde, war ihre Tochter sehr erschrocken, weil die Ärzte ihr gesagt haben, dass der Zustand ihrer Mutter sich verschlechtern würde und sie mit solch großer Vorsicht behandelt werden sollte, dass man sogar die Möbel in ihrem Raum nicht bewegen durfte. Also blieb eine andere Schwester mit ihr rund um die Uhr. Jetzt kann diese Frau sich eigenständig frei im Integrationszentrum bewegen. Wir haben sie sogar aufgrund der Renovierungsarbeiten von einem Haus ins andere gebracht und alles lief gut. Es scheint mir, dass ihr Zustand sich spürbar verbessert hat, obwohl die Ärzte behauptet haben, dass er sich verschlechtern würde. Es ist mit Gottes Hilfe, dass es diesem Ort gelingt, seinen Zweck der sozialen Integration zu erfüllen. Alles, was wir während der Projektierung geplant haben, wird umgesetzt, wenn auch in einem kleineren Ausmaß …“

 

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